Mittwoch, 15. Januar 2020

Die Moral der WissenschaftlerInnen

Wernher von Braun

 (* 23. März 1912 in Wirsitz, Provinz Posen, Deutsches Reich; † 16. Juni 1977 in Alexandria, Virginia, Vereinigte Staaten) war als deutscher und später US-amerikanischer Raketeningenieur ein Wegbereiter der Raketenwaffen und der Raumfahrt. Er war hoch angesehen, zum einen  aufgrund seiner Pionierleistungen als Konstrukteur der ersten Flüssigkeitsrakete Aggregat 4 („V2“) und später wegen seiner Tätigkeit beim Bau von Trägerraketen für die NASA-Missionen.
Schon als Kind interessierte sich von Braun für Musik und Naturwissenschaften. Mit 13 Jahren experimentierte er im Berliner Tiergarten mit Feuerwerksraketen.  Er besuchte bis 1925 das französische Gymnasium in Berlin und wohnte anschließend im Internat der Hermann-Lietz-Schule auf Schloss Ettersburg bei Weimar.  Von Braun studierte ab 1930 an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und im ersten Halbjahr 1931 für ein Semester an der ETH Zürich.
Am 1. Dezember 1932 trat er als Zivilangestellter in das Raketenprogramm des Heereswaffenamtes ein. Seine Experimente führte er auf dem Gelände der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf etwa 30 Kilometer südlich von Berlin durch. 1934 wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin zum Dr. phil. mit einer Arbeit über „Konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsrakete“ promoviert.
Am 12. November 1937 beantragte Wernher von Braun seine Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei und trat bereits am 1. November 1933 der Schutzstaffel bei. Ab 1937 war von Braun technischer Direktor der neuen Heeresversuchsanstalt Peenemünde . Hier leitete er unter anderem die Entwicklung des Aggregats 4, der ersten Großrakete mit Flüssigtreibstoff. 
Bei einem seiner Besuche im Führerhauptquartier verlieh ihm Hitler persönlich den Professorentitel. Die von ihm entwickelte Rakete wurde nach ihren ersten Einsätzen auf London im September 1944 V2 (Vergeltungswaffe 2) genannt. 
In Peenemünde existierte seit Juni 1943 ein KZ-Außenlager. Zusätzlich gab es ein zweites KZ, ein Kriegsgefangenenlager in Karlshagen und die Lager bei Trassenheide, in denen insgesamt 1400 Häftlinge untergebracht waren. Dazu kamen über 3000 „Ostarbeiter“ aus Polen und der Sowjetunion. Die Häftlinge der KZ wurden von der SS unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesetzt.
Nach eigenen Angaben schämte sich Wernher von Braun damals, dass solche Dinge in Deutschland möglich waren, selbst angesichts der Kriegssituation. Aber Häftlinge berichten, Wernher von Braun habe während seiner häufigen Anwesenheit in Dora nicht ein einziges Mal gegen diese Grausamkeit und Bestialität protestiert. Selbst der Anblick von Toten haben ihn nicht gerührt.


Gedenktafel für getötete Häftlinge des KZ Peenemünde
(Quelle: Wikipedia - CommenSense Lisence)

In der Nacht vom 21. auf den 22. März 1944 wurde von Braun von der Gestapo verhaftet.  Ihnen wurde Verrat und Wehrkraftzersetzung sowie Vorbereitungen zur Flucht nach England vorgeworfen, was mit der Todesstrafe geahndet werden konnte. Nur seine besondere Bedeutung im Raketenprogramm ließ ihn wieder freikommen.
Auch beim einzigen alliierten Prozess 1947, in dem ausschließlich Verbrechen im KZ Mittelbau-Dora verhandelt wurden, war von Braun weder angeklagt noch als Zeuge geladen. Zu der Zeit stand Wernher von Braun mittlerweile schon in US-amerikanischen Diensten.
Nach der Besetzung Oberbayerns durch US-amerikanische Truppen kontaktierte der Englisch sprechende Bruder Magnus von Braun die US-Amerikaner, mit deren strategischem Interesse am deutschen Raketen-Know-how sie fest rechnen konnten. Noch zu Kriegszeiten wurden in der Aktion Operation Overcast gezielt deutsche Wissenschaftler gesucht, um sich ihres Wissens bemächtigen zu können. Am 2. Mai 1945 stellte sich von Braun zusammen mit einigen Wissenschaftlern aus seinem Team den US-Streitkräften in Reutte in Tirol.
Am 12. September 1945 wurde er als Teil der geheimen Operation Overcast in die Vereinigten Staaten geflogen. Ihre neue Heimat wurde Fort Bliss, Texas, wo sie unter Aufsicht der US Army standen.  Am 14. April 1955 wurden Wernher von Braun und seine Frau US-amerikanische Staatsbürger.




Clara Immerwahr

Sie war eine deutsche Chemikerin. Als sie 1900 an der Universität Breslau promovierte, war sie erst die zweite Frau, die in Deutschland einen Doktorgrad in Chemie erwarb.  1901 heiratete sie den späteren Nobelpreisträger Fritz Haber und musste ihren Beruf aufgeben. Die Ehe verlief unglücklich, insbesondere nach der Geburt ihres Sohnes 1902. 1915 nahm sich Clara Haber das Leben.
Habers Forschungen ermöglichten den Einsatz der Giftgase Chlor und Phosgen als Kriegswaffen im Ersten Weltkrieg. Ab Februar 1915 überwachte Haber persönlich an vorderster Front die Vorbereitungen für den ersten deutschen Gasangriff. Am 22. April 1915 kam es zum ersten großen, militärisch erfolgreichen Giftgaseinsatz in der Geschichte. Haber war bei dem Einsatz persönlich anwesend und wurde in Folge zum Hauptmann der Reserve befördert. Clara Haber soll über die Berichte ihres Mannes von der Front geschockt gewesen sein.

Nach Fritz Habers Rückkehr vom Giftgaseinsatz fand am Abend des 1. Mai 1915 im Haus Habers eine Feier statt. In der Nacht erschoss sich Clara Haber im Garten mit der Pistole ihres Mannes. In ihrer Immerwahr-Biographie schrieb Gerit von Leitner, dass Clara Haber aus Gewissensgründen kein Fest feiern wollte, und es zu einem heftigen Ehestreit kam, in dem er ihr Illoyalität vorwarf und sie danach „nur noch eine Möglichkeit [sah], nicht Mittäterin zu sein“.



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